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Buchempfehlung: „Die Tribute von Panem“ im Lateinunterricht

24.05.2022

Ein lustreiches Lektüreerlebnis für den Lateinunterricht.

Im Lateinunterricht ist am Übergang von der Phase des Spracherwerbs (d.h. in der 8. bis 9. Jahrgangsstufe) zur Originallektüre oftmals eine Art ‚Lektüreschock‘ bei Schüler:innen zu beobachten, der sich nicht nur aus der hochgradigen Komplexitätsdifferenz zwischen Lehrbuch und Originaltext, sondern auch aus der oftmals unverständlichen Alterität kultureller Schemata der griechisch-römischen Antike ergibt. Es bedarf altsprachendidaktischer Überlegungen und alternativer Methoden, um diesem Phänomen konstruktiv und kreativ zu begegnen.

Als ein solcher Versuch, den Schüler:innen gerade in dieser vielfach mit Frustration verbundenen Phase des Übergangs ein dennoch lustreiches Lektüreerlebnis zu ermöglichen, soll die kommentierte und lateinische Auswahlübersetzung der Roman-Trilogie „Die Tribute von Panem“ (engl. „The Hunger Games“) verstanden werden. Dabei erleichtern der hohe Bekanntheitsgrad dieser auch als Hollywood-Blockbuster verfügbaren Trilogie (im Sinne einer inhaltlichen Vorentlastung) sowie das gesteigerte Identifikationspotential aufgrund der nah an der Lebenswelt der jugendlichen Rezipient:innen gezeichneten Romanfiguren den Zugang zu der literarischen Welt. Ferner können sich die Schüler:innen anhand dieser Erzählung das Fortleben und die Präsenz der Antike in Form der in die Erzählung verwobenen und von dieser aufgerufenen antiken Mythen (z.B. der Mythos von Theseus und dem Minotaurus), Geschichten (z.B. die Fabel des Menenius Agrippa) und Institutionen (z.B. das Kapitol, die Gladiatorenspiele) auf spielerische Art und Weise verdeutlichen.

Da es sich bei den „Tributen von Panem“ außerdem um eine zwar mit antiken Motiven und Mitteln gestaltete, jedoch in näherer Zukunft angesiedelte Dystopie handelt, werden die Schüler:innen zwangsläufig zu einem reflektierenden und kritischen Umgang nicht nur mit der Antike, sondern auch mit ihrer eigenen Gegenwart und den Gefahren totalitärer Machtideen und -apparate im Sinne eines existentiellen Transfers angehalten.

Als motivierender Zusatz und Beitrag zu der für die Ausbildung von Lektürekompetenz essentiellen Wortschatzdidaktik kann ferner das eigens für diese Ausgabe erstellte neulateinische Glossar gelten, welches den Schüler:innen den für sie interessanten Spezialwortschatz zu den Bereichen Technik, Digitales, Sport und Spiel sowie den in der schulischen Praxis oftmals vollkommen unberücksichtigten ‚modernen‘ lateinischen Alltagswortschatz erschließt. Die neulateinische Übersetzung dieses massenmedialen Bestsellers soll es Schüler:innen also ermöglichen, in einer ihnen leicht zugänglichen fiktiven Welt die literarische Welt der Antike spielerisch betreten zu können.