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Die digitale Lernplattform PLEBS: Lehrer:innen werden Demokratiebotschafter:innen

22.11.2022

Wie Lehrkräfte mit Hilfe von PLEBS dazu befähigt werden, die Förderung von Demokratiekompetenzen in Schule und Unterricht zu integrieren.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Lehrer:innen einerseits politischer und demokratischer Bildung in Schule und Unterricht einen hohen Stellenwert beimessen, andererseits aber sich nur unzureichend für diese Aufgabe ausgebildet fühlen. Hier setzt die digitale Lernplattform PLEBS (Plattform für Lehrerinnen und Lehrer als Demokratiebotschafter) an, die in enger Zusammenarbeit mit der Beteiligungsagentur (www.beteiligungsagentur.de) von einem Team der Lehreinheit Politische Bildung und Didaktik der Sozialkunde/ Politik & Gesellschaft entwickelt und umgesetzt wurde.

Idee, Struktur und Ziel

Das Ziel der Plattform PLEBS ist es, die professionelle Kompetenz von Lehrkräften in allen Phasen der Aus-, Fort- und Weiterbildung zu entwickeln, sodass diese befähigt werden, die Förderung von Demokratiekompetenzen in Schule und Unterricht zu integrieren. Damit erfüllt die digitale Lernplattform die Anforderungen des Kultusministeriums an alle bayerischen Lehrkräfte, politische und demokratische Bildung in allen Schulbereichen zu verankern, zu unterrichten und zu leben.


Abb1: Die Startseite der Lernplattform bietet die Möglichkeit verschiedene Situationen aus dem Schulalltag zum Ausgangspunkt des Lernens zu nehmen.

Die Schule ist ein wichtiger Lern- und Lebensort der Demokratie. PLEBS betrachtet deshalb die verschiedenen Lernorte der Schule, an denen Demokratie gelernt und gelebt werden kann. Ausgehend von unterschiedlichen Situationen erhalten die Bearbeitenden die Möglichkeit, ihre eigenen Kompetenzen zu erweitern, alltägliche Situationen in der Schule auf ihre demokratiebildenden Aspekte hin zu reflektieren und konkrete Möglichkeiten, wie sie auf demokratiefördernde Weise mit vergleichbaren Situationen in ihrem Alltag eingehen können.

Um dem Gedanken Rechnung zu tragen, dass Demokratieerfahrung gleichermaßen im Klassenzimmer, auf dem Schulhof und auch im Lehrerzimmer erfolgt, ist die digitale Lernplattform fallbasiert strukturiert und deckt so alle Schulbereiche ab. Weitere Fälle zu sozialen Medien werden derzeit konzipiert und in die Plattform integriert.

Jeder Fall ist dabei in sich geschlossen und widmet sich einem anderen Aspekt von politischer Bildung sowie Demokratiebildung. Je nach Ziel und Verwendungszweck kann die digitale Lernplattform dabei individuell und adressatenorientiert eingesetzt werden: So werden ganz im Sinne des Scaffolding verschiedene Hilfestellungen geboten – von Informationstexten (sog. Fact Sheets) über verlinkte Quellen sowie Experteninterviews und Podcasts. Hierbei kann sich der/die User:in selbst entscheiden, wieviel Unterstützung benötigt wird und so auf einer kognitiven Metaebene den eigenen Reflexionsprozess analysieren.

Die bisher implementierten Fälle orientieren sich im Aufbau an politikdidaktischen Makromethoden und ermöglichen so einerseits eine mediale Vielfalt und Abwechslung, wodurch jeder Fall für sich genommen spannend und neu erscheint. Andererseits erfahren die User:innen quasi en passant fachdidaktische Methoden und erweitern so ihr didaktisches Methodenrepertoire, um auf diese Weise die Forderung nach politischer (Aus-)Bildung für alle Lehrkräfte zu erreichen.

Die Fälle

Die Fälle „Wohin geht die Klassenfahrt?“, „Gibt es Ausnahmen von Klassendiensten?“ und „Geht es ohne demokratische Haltung von Lehrerinnen und Lehrern in der Schule“ sind etwa in das Unterrichtsleben, also in eine Interaktion zwischen Lernenden und Lehrenden, eingebettet. Hierbei werden die Frage nach Folgen demokratisch herbeigeführter Entscheidungen und der Konkurrenz von Werthaltungen behandelt. Der Fall „Was darf man im Lehrerzimmer noch sagen?“ thematisiert, ausgehend von einer Meinungsverschiedenheit im Lehrerzimmer, den Umgang mit unterschiedlichen politischen Einstellungen und Haltungen.

„Ist Demokratielernen in der Schule aufgrund der großen Bedeutung von sozialen Medien für Jugendliche vergeblich?“ wiederum greift die lebensweltlichen Einflüsse von sozialen Medien auf. Es wird diskutiert, inwiefern diese die schulischen Bemühungen, Demokratie zu lernen und zu erfahren, behindern oder eventuell Schüler:innen erst ermöglichen, selbst zu Botschafter:innen der Demokratie in ihrer Lebenswelt zu werden.

Weitere bisher erarbeite Fallbeispiele sind „Soll die Pausenaufsicht eingreifen?“, „Soll die Schule bei einem Schulprogramm mitmachen?“ und „Wie können Schülerinnen und Schüler ihre Ideen in der Schule durchsetzen?“

Abb. 2: Alle Fälle enthalten verschiedene Schritte bei der Fallbearbeitung, die sich an Methoden der politischen Bildung orientieren

Fallstruktur

Jeder Fall ist in verschiedene Bearbeitungsschritte aufgeteilt: Zu Beginn eines jeden Falles werden die dort angestrebten Lernziele erläutert, diese können nach der Bearbeitung des Falles erneut betrachtet werden, um so zu reflektieren, ob und wodurch die Lernziele erreicht wurden.

  • Verschiedene Darbietungsformen
  • Verschiedene Methoden, auf denen die Fälle aufbauen
  • Wechsel von Eigentätigkeit, Austausch und Reflektion
  • Wechsel von Informations- und Erarbeitungsphasen

Zusatzmaterial

Neben den Fällen gibt es auf der Plattform auch eine Bibliothek, die als Speicher von Wissen, Materialien und Ideen dient. Diese ist zu jedem Zeitpunkt einsehbar und bietet neben Grundlagen zur politischen Bildung und Demokratiepädagogik auch eine Liste an externen Hilfestellen und Partnern. Überdies finden sich Rezensionen zu Unterrichtsmaterialien und Spielen, die für den eigenen Unterricht verwendet werden können.

Feedback und Evaluation

In verschiedenen Iterationsschleifen wurde die digitale Lernplattform von den User:innen äußerst positiv bewertet. Neben dem Aufbau und den realitätsnahen Fällen wurde das (Zusatz-)Material ebenso gelobt wie die Interaktionsmöglichkeiten im Forum einerseits und die Selbstreflexionsphasen andererseits. Kritisch-konstruktives Feedback zu Komplexität bestimmter Fragestellungen, Hilfestellungen usw. wird stets eingefordert und im Think Tank thematisiert sowie ggf. auf der Plattform implementiert. So entwickelt sich PLEBS als Demokratie-Projekt innerhalb des Förderzeitraums stets weiter.

Machen Sie sich doch selbst ein Bild und besuchen Sie die Plattform.

Frederik Achatz, Markus Gloe, Lena Schütt