Neues vom EU-Projekt „EU goes school – Lehrkräfte als EU-Botschafter:innen“
04.10.2024
Mit Ausblick auf die zweite Förderphase im kommenden Jahr, werfen wir einen Blick auf die bisherigen Erfolge und noch bevorstehenden Schritte des EU-Projekts.
04.10.2024
Mit Ausblick auf die zweite Förderphase im kommenden Jahr, werfen wir einen Blick auf die bisherigen Erfolge und noch bevorstehenden Schritte des EU-Projekts.
Im Rahmen der Förderlinie „Jean Monnet – Teacher Training“ der EU-Kommission leitet das Münchener Zentrum für Lehrerbildung (MZL) seit März 2022 das Projekt „EU goes school – Lehrkräfte als EU-Botschafter:innen (EGS-LAB)“. Unterstützt von der Lehreinheit Politische Bildung und Didaktik für Politik und Gesellschaft des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaft der LMU (GSI) soll das Projekt (angehende) Lehrkräfte dazu anregen, ihre Einstellungen gegenüber Europa zu reflektieren und konzeptuelles Wissen über die EU und deren Funktionsweise aufzubauen. Zudem soll diese Zielgruppe darin unterstützt werden, ihre Lehrfähigkeiten zu erweitern, um ihrer Schülerschaft gezielte Lernmöglichkeiten zur EU zu bieten. Auf diese Weise trägt das Projekt zur Entwicklung einer europäischen Identität unter Lehrkräften bei, damit diese qualitativ hochwertigen Unterricht über Europa und die EU gestalten können. Dies soll wiederum zur Förderung einer europäischen Identität bei den Schülerinnen und Schülern führen.
Um diese Projektziele erreichen zu können, wurden verschiedene Maßnahmen geplant.
Erkundung der Europäischen Union mittels VR-Brille
Zunächst wurde ein E-Learning-Kurs entwickelt, der im Selbststudium durchlaufen werden kann, sodass Nutzerinnen und Nutzer ein besseres Verständnis für den Aufbau sowie das Funktionieren der EU entwickeln und ihre Fähigkeiten stärken, politische Urteile zu fällen sowie politische Maßnahmen zu ergreifen. Der Kurs bietet ein immersives und umfassendes Lernerlebnis in einer Virtual Reality (VR) auf einer Open-Source-Plattform. Durch die Verschmelzung von fortschrittlicher Technologie, sorgfältig erarbeiteten Inhalten und didaktischen Tools ermöglicht diese Plattform eine tiefe Erkundung der Europäischen Union. Teilnehmende setzen sich mit Hilfe von sieben interaktiven Modulen mit der Geschichte, den Institutionen und den Entscheidungsprozessen der EU auseinander. Die Module sollen an einen freien Museumsrundgang mit verschiedenen Eindrücken erinnern. Demensprechend sind sie über eine zentrale „Halle“ verbunden, in der der Kurs beginnt. Die Besucherin bzw. der Besucher wählt dann ein Thema aus, über das sie bzw. er mehr lernen möchte. Lernziele in Form von Fragen stehen am Anfang jedes Moduls bereit und bieten einen ersten Überblick. Es folgen unterschiedliche Medien wie Texte, Audiodateien oder Videos, die umfangreiche Informationen zu dem Thema bereitstellen. Vertieftes Lernen ist durch Verlinkungen zu externen Ressourcen, die die Möglichkeit bieten, sich weiter mit den Themen zu beschäftigen, ebenfalls möglich. Am Ende der Module gibt es die Gelegenheit einer Selbstbewertung. Die Nutzerinnen und Nutzer können durch diesen innovativen Ansatz zur EU-Bildung praktische Einblicke in die komplexen Dynamiken der Europäischen Union gewinnen. Die personalisierte Fortschrittsverfolgung gewährleistet zudem adaptives Lernen.
Besuch des Europarats in Straßburg
Im Wintersemester 2023/24 veranstaltete das GSI darüber hinaus das Seminar „EU goes School! Wie lässt sich die EU im Unterricht vermitteln?“. In Kooperation mit einem Seminar für Grundschule aus der 2. Phase der Lehramtsausbildung ging die Veranstaltung konkret der Frage nach, wie das Thema Europa im Unterricht umgesetzt werden kann. Dazu wurde eine Exkursion nach Straßburg im November 2023 geplant und durchgeführt. Ziel der Exkursion war es, die Geschichte des Elsass und die damit einhergehenden Verbindungen der beiden Nachbarländer Deutschland und Frankreich sowie den europäischen Grundgedanken kennenzulernen. Außerdem wurde eine Auswahl von außerschulischen Lernorten – wie beispielsweise dem Europäischen Parlament sowie dem Europarat – besucht und im Hinblick auf den didaktischen Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler reflektiert. Die Studierenden entwickelten dann gemeinsam mit den Referendarinnen und Referendaren Stunden zum Themenkomplex Europa. Diese wurden anschließend in der Praxis umgesetzt, evaluiert und überarbeitet. Die angepasste Version der Unterrichtseinheiten wurde in Kombination mit den entsprechenden didaktischen Kommentaren in einem Handbuch zusammengefasst. Beide Outputs werden auf einer Open-Source-Plattform sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch einer breiten Öffentlichkeit Anfang Dezember 2024 zugänglich gemacht. Durch die Teilnahme am Seminar wurden die Beteiligten zu Expertinnen und Experten ihrer entwickelten Unterrichtseinheiten und haben sowohl konzeptuelles als auch didaktisch-methodisches Wissen zur EU und Vermittlung von EU-Themen im Unterricht erworben.
Lehrkräftefortbildung im April 2024
Ein weiterer Baustein des Projekts besteht darin ein Multiplikatorinnen- bzw. Multiplikatorenprogramm zu entwickeln. Im Rahmen dieses Programms sollen die Projektergebnisse verbreitet und so möglichst viele Lehrkräfte erreicht werden. Eine Lehrkräftefortbildung im April 2024 stellte hier den Auftakt dar, Lehrkräfte verschiedener Schularten zu informieren und – im Sinne des Grundsatzes „train the trainer“ – entsprechend als Multiplikatorin bzw. Multiplikator auszubilden: Diese Lehrkräfte können nämlich ihr Wissen an ihre Schule mitnehmen, ins Kollegium und ihre Klasse weitertragen und so neue Impulse setzen, was die EU- und Demokratiebildung im weiteren Sinne betrifft. Nach einer Begrüßung und Kurzvorstellung des Projekts „EGS-LAB“ durch das MZL eröffnete Dr. Andreas Kalina von der Akademie für Politischen Bildung Tutzing den inhaltlichen Teil der Fortbildung mit seinem Vortrag über Herausforderungen der europäischen Werte- und Rechtsgemeinschaft. Im zweiten Teil der Fortbildung diskutierten die Referenten Fabian Heindl und Nils Preissner vom GSI die Wichtigkeit, das komplexe Mehrebenensystem EU frühzeitig in Schulen zu vermitteln, insbesondere nach der Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre. An dieser Stelle wurden die einzelnen Elemente des Projekts „EGS-LAB“ und deren Möglichkeiten für die Lehrkräftebildung herausgestellt und auch der Einsatz dieser in der Schule bzw. Klasse verdeutlicht. Der abschließende Workshop-Teil der Veranstaltung bot den Lehrkräften die Gelegenheit, Materialien der verschiedenen Schularten zu analysieren, sich auszutauschen und praxisnahe Methoden für den Unterricht zu erproben. Die Fortbildung stieß auf eine sehr positive Resonanz. Weiterhin soll das Multiplikatorinnen- bzw. Multiplikatorenprogramm noch weiter ausgebaut werden. Hierzu soll ein interner Bereich für Interessierte auf der oben genannten digitalen Plattform entstehen. Durch die Einrichtung eines Zertifikatsprogramms zur EU-Botschafterin bzw. zum EU-Botschafter wird dieses Ziel ebenfalls forciert. Das Zertifikatsprogramm soll den E-Learning-Kurs, eine Teilnahme am Seminar oder an mindestens zwei Schulungen sowie einer Veranstaltung zur Haltung zur EU umfassen. Die entsprechenden Workshops sind derzeit in Bearbeitung.
Während der bisherigen Projektlaufzeit konnten bereits viele der angestrebten Ziele erreicht werden. Mit dem Start der zweiten Förderphase im Januar 2025 (EGS-LAB 2.0) und der damit verbundenen finanziellen Unterstützung durch die EU, können die erzielten Ergebnisse nun auch künftig weiter ausgebaut und zusätzliche Ressourcen für die Weiterbildung von Lehrkräften bereitgestellt werden. Ziel hier wird es insbesondere sein, die digitale Lernplattform (XR-Hub) um fachdidaktische Inhalte und Methoden zu erweitern, um schulartspezifische Strategien und Ansätze für einen zeitgemäßen Unterricht zur EU zu ermöglichen. Außerdem sollen zwei, in ihrem Format bewährte, Präsenzseminare mit Exkursionen an außerschulische Lernorte der EU stattfinden, um die Zusammenarbeit zwischen Lehramtsstudierenden und Referendarinnen bzw. Referendaren der Sekundarstufe I und II zu fördern und ihnen die Möglichkeit zur kritischen Reflexion ihrer Rolle als (zukünftige) Lehrkräfte zu bieten. Ein weiteres bedeutendes Element dieser Fortsetzung ist die Einführung eines Podcasts, der als innovatives Format zur Wissensvermittlung dienen wird. Dieser Podcast wird nicht nur aktuelle Themen der EU- und Demokratiebildung aufgreifen, sondern auch als Plattform für den Austausch von Best Practices und Erfahrungen unter Lehrkräften fungieren, wodurch eine breitere Reichweite und eine vertiefte Auseinandersetzung mit europäischen Fragestellungen angestrebt werden.